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Fahrzeugpflege: Die Zwei-Eimer-Wäsche


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Handwäsche oder Waschanlage, daran scheiden sich bekanntlich die Geister. Wie aufwändig ist eine gute Fahrzeugwäsche und ist sie tatsächlich um so vieles sanfter und gründlicher, als eine Durchfahrt durch die Waschstraße des Vertrauens?

Ich möchte hier die Variante "Zwei-Eimer-Wäsche" zur Diskussion stellen. Ich behaupte nicht, dass dies der einzig richtige Weg ist, einen schmucken, sauberen Bus vor der Tür stehen zu haben. Intention dieses Threads soll sein, über Möglichkeiten der Fahrzeugpflege zu informieren und zu diskutieren. Also, los gehts, Parktag bei radlrob:

 

Die vergangenen Wochen wurde unser Bus regelmäßig, etwa alle ein bis zwei Wochen, mittels Hochdruckreiniger grob vom Schmodder der Straße befreit. Das Fahrzeug fährt täglich etwa 60km, schön aufgeteilt in Autobahn, Überland und Innenstadt. Am gestrigen Samstag standen die Zeichen gut für eine etwas intensivere Pflege: Trocken, windstill, bewölkt, nicht zu warm, nicht zu kalt. Also Pflegekiste ins Auto und ab zum Waschplatz. An vielen Waschplätzen sind Schilder angebracht, auf denen darauf hingewiesen wird, dass das Waschen mit eigenem Eimer und eigenen Lappen nicht gestattet ist. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ein offenes Gespräch mit dem Betreiber dazu führt, dass man, so lange man nicht zu Stoßzeiten stundenlang die Waschbox belegt, auch mit eigenem Equipment geduldet wird.

 

Am Waschplatz angekommen, wird der Bus mit einem sogenannten "Foamer" eingeschäumt (1,5L reichen exakt für einmal ringsum) und die Felgen mit Felgenreiniger eingesprüht.

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Nun ist der perfekte Zeitpunkt, sich erst mal einen Cappucino von der Tanke nebenan zu hohlen und den Schaum einwirken zu lassen.

Bei Felgenreinigern war ich bislang der Annahme, dass es keine wirklichen Unterschiede beim Reiniger an sich gibt und das einzige Kriterium die Anwendbarkeit, also die Sprühflasche, sei. Da lag ich ziemlich falsch: Mein gestern verwendeter Felgenreiniger hat zwar oberflächlich funktioniert, aber an den hartnäckigen Stellen ist er kläglich gescheitert.

 

Anschließend, wenn der Schmutz gelöst und im Schaum gebunden ist, kann mit einem Pinsel an schwer zugänglichen Stellen nachgearbeitet werden. Typische Stellen sind der Heckklappengriff, die Nummernschildmulde, die Nebelscheinwerfer sowie Grill, Markisenansatz usw.

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Auch die Felgen werden mit einem (anderen, zweiten) Pinsel gereinigt.

Anschließend wird alles mit dem Hochdruckreiniger (Klarspülen) abgespült. Nicht direkt und dicht auf Fenstergummis, Dachgummis und auch nicht direkt auf die Reifen, eh klar. Prinzipiell würde es auch der Gartenschlauch daheim tun, es geht wirklich nur ums Abspülen.

 

Nun geht es an die "Zwei-Eimer-Wäsche". In beiden Eimern liegen auf dem Boden Abstreifgitter, an denen der Waschhandschuh abgestrichen werden kann. Ein Eimer ist mit Warmwasser+Shampoo gefüllt, der andere mit Klarwasser. Nach und nach wird der Bus erst mit dem Shampoowasser-Handschuh gewaschen und dann mit Klarwasser nachgespült. Bauteil für Bauteil, von oben nach unten.

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Zum Schluss werden ringsum die Schweller und Radkästen gereinigt.

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Dann noch einmal abspülen und den Bus aus der Box raus auf einen Saugplatz, möglichst weit weg von diesen Mattenausklopfgittern, fahren. Sieht schon mal ganz akzeptabel aus.

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Jetzt ist abtrocknen angesagt. Für ein Fahrzeug der Größe eines T5 benutze ich zwei große Microfleece-Tücher (etwa 40x80cm) und vier kleine (etwa 30x30cm). Nach dem ersten Rundgang werden die Türen geöffnet und auch die Falze und Innenräume sauber gewischt. Anschließend werden "Läufer" gewischt. Prädestinierte Nachlaufstellen sind: An- und Absätze der Kederschienen, die Führungsschiene der Schiebetür, Spiegeldreieck, Kennzeichenmulde und Türgriffe.

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Ist dies erledigt, kann man auch gleich noch unter der Motorhaube für etwas Reinlichkeit sorgen.

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Vor allem Laub und Tannennadeln sollten regelmäßig entfernt und die Abläufe auf Sauberkeit kontrolliert werden. Beim Reinigen fallen dann auch kleinere Macken auf, bei mir zum Beispiel hatte sich eine Scheibenwischwaschdüse gelöst.

Nun noch mal ein Rundgang und erneut Nachläufer wischen. Fahrzeugaufbereiter nutzen hier Gebläse, um das Wasser aus Falzen und Fugen rauszublasen. Eine Akkuversion wäre evtl. auch was für den Waschplatz.

Ist außen erest mal alles so weit toppi, kann innen begonnen werden. Auch hier wieder von oben nach unten. Für den Spalt zwischen Frontscheibe und Armaturenbrett benutze ich einen Haushaltsstaubwedel und komme damit ganz gut zurecht.

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Für die Pflege des Innenraums benutze ich einen Reiniger sowie ein Pflegemittel, welches ich mir bei einem Fahrzeugaufbereiter abfüllen ließ. Die "üblichen" Sprays und Mittelchen sind mir allesamt viel zu penetrant im Geruch und zu unwirksam in der Anwendung.

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Um nichts durcheinander zu bringen, benutze ich für das Abtrocknen außen blaue Tücher und für die Innenreinigung graue Tücher. Technisch ist es aber das gleiche Material.

Ist auch innen alles wieder schön sauber, gibt es erneut einen Nachläuferwegwischrundgang und im Anschluss eine Pflege der Kunststoffteile. Hierzu zählt der untere Grill sowie bei manchen Fahrzeuge (wie bei mir) die unlackierten Außenspiegel.

 

Die Faltenbälge zwischen Karosserie und Tür tendieren zum Grünwerden, hier kann Abhilfe mit einem sog. "Applikatorschwamm" und Vinyl Reifenpflege geschaffen werden.

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Auch die Fenstereinfassungen der vorderen Türen werden mit der Zeit unansehnlich und danken der Bearbeitung mit Vinyl Reifenpflege durch einen tiefschwarzen, frischen Glanz. Aber Vorsicht: Es ist fast unmöglich, das Pflegemittel ohne Kontakt zur Fensterscheibe aufzutragen. Also sollte man erst später, am besten ganz zum Schluss, die Scheiben reinigen.

 

Ist das Fahrzeug nun endgültig sauber und trocken, kann mit der Lackaufbereitung und -versiegelung begonnen werden. Auch hier hält der Markt Applikatorschwämme bereit, die sich bestens bewähren. Was man hier als Mittel wählt, hängt natürlich vom Lackzustand ab. Bei uns habe ich mich für ein sehr mildes Mittelchen ohne Schleifpartikel entschieden, welches mit einer Versiegelungsstandzeit von bis zu sechs Monaten wirbt. Naja, das sei mal dahin gestellt.

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Die Verarbeitung allerdings ist sehr einfach: Auftragen, drei bis fünf Minuten einwirken lassen, mit einem Mikrofasertuch abtragen. Nach und nach, Bauteil für Bauteil. Der Effekt ist verblüffend: Der Lack ist weicher und wirkt dunkler.

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In aller Ruhe durchgeführt und mit Mittagspause dauert das Ganze so etwa 7h. Ob es das wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Als Lohn der Mühe steht jedoch ein wunderbar sauberer Bus vor einem. Und: Am Abend kennt man jeden Lackkratzer beim Vornamen.

 

 

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Viel Spaß beim Rödeln!

 

Gruß

Robert

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Saubere Arbeit :peace:

 

Darf ich meinen bringen ? :undwech:

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Och... Ich bin käuflich :D

 

 

 

Also, es ist so: Wenn Petrus und Frau Holle zusammen auf Wolke 7 beim Nachmittagsplausch sitzen und mich hier unten den Bus putzen sehen, dann wissen sie, dass der Winter vorbei ist. Da kommt nix mehr.

 

Gruß

Robert

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Die 2 Eimer Wäsche praktizierte ich auch .

Vorrangig bei einem Fahrzeug, das aufgrund seiner Felgen nicht in eine Waschanlage durfte.

Ich denke aber nicht, dass es Vorteile gegenüber einer modernen Waschstrasse bringt.

Abgesehen natürlich vom persönlichen Erfolg und der damit einhergehenden Freude am Erlebnis.

 

Wenn es nicht anders geht, oder man wirklich Freude daran hat, finde ich das okay.

Beim Bus bevozuge ich eine moderne Waschstrasse.

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Moin!

Das passt ja echt in mein Konzept!

Sitze eben am Schreibtisch und mir flattert diese Nachricht in meinem Briefkasten.

Herzlichen Dank für diese tolle und ausführlich bebilderte Ausführung einer Büssle-Wäsche! Echt klasse!

 

Ich komme aus dem Schmunzeln nicht mehr raus und stelle nun D I E Frage: Wie lange brauchst Du dafür?

 

Wie siehst Du denn aus nach so ner Aktion?- ist da nicht eine Welchselwäsche nötig, von wegen Wetlook? ;-)

Das sollte ich meinem Wohnkochschlafklo auch mal gönnen, der eben verdreckt bis unter die Oberkante sein Dasein fristet und so traurig ausm Blech schaut.... Sorry, Büssle!

 

Tymmi

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Ich finde die Kärcher-Waschbox inzwischen superpraktisch, weil es das entmineralisierte Wasser gibt. Man muß also nur eine minimalste Lackberührung mit der weichen Schaumbürste durchführen, Schmutzlösen und Nachspülen geht mit Hochdruck, abtrocknen tut es fleckenlos. So ist die Gefahr von Kratzern im Lackbild minimal. Ich persönlich fange da nicht mit Eimern an. Kleidung sieht aus wie vorher, wenn man die Lanze richtigherum hält.

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7h insgs.

 

Von den Schaumbürsten auf Waschplätzen würde ich generell absehen: Ich sehe immer wieder, wie andere Nutzer die Bürsten auf die Erde stellen, während sie in der Hosentasche nach Kleingeld kramen. So eine versiffte Bürste kommt mir nicht an den Lack.

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Toller Bericht Robert, wäre mir aber zu aufwändig, aber da ist ja jeder anders. Beim Fahrrad bin ich aber ähnlich akribisch, dass ist aber übersichtlicher und geht deutlich schneller.

 

Allgemeine Frage: wie handhabt ihr das im Winter mit dem Streusalz? Waschanlage mit Unterbodenwäsche oder mit Körpereinsatz und Kärcher in der Waschbox soweit man rankommt absprühen?

 

Grüße

Stan

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urks, Schaumbürsten gehen gar nicht, da kann ich ja gleich Schleifpapier nehmen:cool:

 

geht nix über 2-Eimer-Wäsche mit guter Ausrüstung, hab am Samstag meine Bus auch so gewaschen. Allerdings keine 7 Stunden, Normalwäsche dauert so ca. 2 Stunden, halt ohne Waxen und Innenraumaufbereitung.

 

viele Grüße

Matthias

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Sehr schön erklärt und auch schön lackschonend, deine Vorgehensweise. Aber gerade bei deiner Lackfarbe und Größe des T5 würde ich zum trocknen vielleicht sogar noch mehr als nur zwei Microfaserlappen verwenden. ...nicht, dass du dir auf Dauer Hologramme in die Oberfläche wischst.

 

Meine Autos wasche ich auch häufig, regelmäßig und intensiv (je nach Nutzung in der Regel wöchentlich). Die drei Corrados wasche im Sommer eigentlich sogar immer, sobald man nur die geringsten Verunreinigungen sehen kann, so dass sie immer frisch gewaschen dastehen. Ich nutze nicht die Zwei-Eimer-Methode (obwohl ich die eigentlich gut finde), sondern wasche (nach erster Grundreinigung mittels einfachem abspritzen) mit mehreren Microfastertüchern von oben nach unten. ...dabei immer unter fließendem Wasser aus dem Schlauch, mit einer Düse ohne Druck schön breit aufgefächert, so dass der Schmutz immer gleich mit viel Wasser abtransportiert wird. Das funktioniert gut und lackschonend, mit dem Nachteil des recht hohen Wasserverbrauches.

 

Womit ich mich jetzt für die neue Saison beschäftigen möchte, ist das "wasserfreie waschen" für die schnelle und schonende Wäsche von einfachen Verschutzungen (Staub, Pollen, etc.). Dafür gibt es Mittel, die man mit einem Zerstäuber auf den Lack aufnebelt und nach einer gewissen Einwirkzeit mit mehreren Microfasertüchern abzieht. Das geht schnell, ohne Sauerei und soll auch sehr lackschonen sein. Hat damit schon jemand von euch Erfahrungen gesammelt?

 

Gruß Christian

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Guter Punkt. Also, ich habe ja noch vier kleine dabei. Aber es wäre sicherlich nicht verkehrt, noch zwei große mit dazu zu nehmen.

 

Das mit der wasserlosen Wäsche finde ich auch interessant. Vllt. teste ich das auch noch mal.

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Wie ist das eigentlich mit der Standheizung und der Unterbodenwäsche? Ich habe das mich bislang nie getraut, aber vielleicht ist es ja möglich?

Gruss Claus

 

Gesendet von meinem LG-H815 mit Tapatalk

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Wegen des Auspuffs meinst Du? Da hätte ich keine Bedenken.

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...keine Sorge, ein bisschen Wasser kann den Heizungen nichts ab ;-)

Gruß Christian

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